Elbrus 5'642m

Dass ich dieses Jahr auf dem höchsten Berg Europas und Russland's stehen würde hätte ich nicht gedacht.

 

Am Jahresanfang lud mich Sputnik ein zu einer Reise nach Südossetien um den höchsten Berg dieser Republik zu besteigen. Ich nahm die Einladung an und wir machten uns an die Papiere, Visum und Planung. 

Erst zwei Monate vor der Abreise realisierte ich, dass ich anschliessend gleich den Elbrus alleine anhängen könnte. Der Aufwand war ungleich kleiner wenn ich schon in der Nähe war. So plante ich auch für den zweiten Teil meiner Russlandreise alles nötige.

 

Nach der erfolgreichen Besteigung vom Khalatsa in Südossetien reiste ich also alleine weiter in die Provinz Balkaria, genauer nach Cheget. Der Ausgangsort aller Elbrusanwärter. 

Wegen starker Winde verschob ich die Besteigung um einen Tag und machte eine Akklimationstour zum Itkolbashi 3'531m

 

Am nächsten Tag erwachte ich schon früh und es kribbelte überall in mir. Würde alles klappen?

Luftseilbahnen bringen den modernen Bergsteiger auf 3'850m wo es haufenweise Container hat wo man darin bequem schlafen kann. Ich richtete mich ein und schnürte die Schuhe. Ich wollte noch so weit wie möglich aufsteigen um dem Körper zu helfen, sich an die Höhe anzupassen. Auf der breiten Spur stapfte ich im weichen Firn aufwärts. Auf der Höhe des Doms, auf 4'545m kehrte ich um. 

Nach dem Essen legte ich mich um 20h schlafen. Das war nicht einfach. Der Kopf wollte nicht zur Ruhe kommen und ich wälzte mich endlos......

Endlich war es Zeit aufzustehen. Nun ging es endlich los! 

Um das hohe Ziel zu erreichen ist es enorm wichtig, sehr langsam zu gehen. Das hatte ich Tags zuvor geübt und mir ausgerechnet, wieviele Höhenmeter ich pro Stunde machen kann. 200 - 250HM

Auf 4700m hatte es haufenweise Bergsteiger. Ich ging weiter und machte wie alle anderen auf 5'000m eine Pause. Das Morgenrot erschien und der Schatten des Elbrus war am Horizont zu sehen. Die schönste Stunde am Berg. Hier wäre ich gerne lange verblieben. Doch es war unbarmherzig kalt. Ich musste aufpassen, dass der Wind nicht alles mitnahm. 

Nun begann eine unendlich lange Querung zum Sattel des Doppelgipfligen Berges. Diese 300HM wollten einfach nicht enden. Der Wind war böenartig gemein und man musste meist kurz warten um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Auf dieser Strecke kreisten die Gedanken. Ich bezwang sie mit Sturheit. Ich hatte genügend Zeit. Das Wetter optimal. Also Schritt um Schritt weiter.

Der Sattel kam in Sichtweite und damit auch die Sonne. Ich warf mich nieder und erholte mich von diesem Abschnitt. Nun war ich auf 5300m und mit der Sonne erhellte sie meine Hoffnung, dass ich heute den Gipfel erreichen würde. Diese Pause hatte ich mir verdient und mit neuem Mut ging es weiter. Vom Sattel kommt wieder eine Querung die sehr steil ist. Der Hang ist hier auf 250HM 40° steil. Das installierte Fixseil half mir, mich daran hochzuziehen. Nun machte sich die dünne Luft bemerkbar. Ich wollte 10 Schritte schaffen bis zur Verschnaufpause. Meist erreichte ich es nicht. Ist doch wurscht. Andere stehen auch und keuchen ;-)) Endlich, endlich flachte sich der Berg ab. Ich sah den Gipfel greifbar vor mir. Beschleunigen? Fehlanzeige! Weiter im Schleichtempo. Doch er kam näher!

Um 9h stand ich auf dem höchsten Punkt von Europa. Unbeschreiblich. Ich war völlig überwältigt. Tiefste Dankbarkeit breitete sich in mir aus. Ich hatte das nicht nur aus eigener Kraft geschafft, mein Schöpfer war mit dabei.

Nun Fotosession, staunen und bewundern. Alle Berge unter mir waren 1'000m tiefer. Welch eine Sicht. Bestes Wetter, ungemütlicher Wind, aber was wollte ich mehr. Der Traum eines jeden Bergsteigers!

 

Der Abstieg ist schnell erzählt. Er zieht sich unendlich in die Länge. Der Berg ist riesengross und die Distanzen gewaltig. Durstig und kaputt erreichte ich die Container. Alles zusammenpacken und mit den Bahnen ins Tal. Im Hotel duschen und dann ins Bett. Nur noch schlafen und erholen.

Am Abend gönnte ich mir saftiges Schaschlik und viele gute Zutaten und ein Glas Wein. Ein Freudenfest, für mich alleine. 

 

Zwei Tage später reiste ich zurück in die Schweiz wo mich meine Frau erwartete. Das Glück hält an und ich zehre noch sehr lange von diesem besonderen Erlebnis..

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