Rotighorn 2'959m

Ein Bergsteigerkollege kommt einmal im Jahr in die Schweiz um die einsamsten und schönsten Gipfel zu erkunden. Aus seiner Schatzkiste strich ich mir das Rotighorn an. Immer wieder schwärmte er von diesem Berg. 

Der heutige Herbsttag war wie geschaffen um diesen Berg zu ersteigen. Eigentlich etwas spät, denn er war schon kräftig überschneit. 

Ich startete bei kalten -3°C in Gruben. Zuerst stieg ich durch einen schönen Wald mit vielen gelben Lärchen auf. Dabei wurde mir schnell wärmer. Auf der Alp Meide Oberstafel begrüsste mich die Sonne und verwandelte die Umgebung in ein wahres Farbenmeer. Ich war wie erstarrt ob der Schönheit dieses Fleckens. Hier steht ein Tipi Zelt in welchem besagter Kollege einen Teil seiner Ferien verbracht hat. Wie ein Thronsessel steht darüber das Meidhorn. Lange Pause an diesem Ort!

Der Weiterweg führt durch das anfangs flache Meidtäli. Auch hier musste ich immer wieder stehen bleiben und staunen. Es war einfach wie im Märchen. Die goldenen Matten, die weissen Berge um mich herum und der blaue Himmel zeichneten eine Bergwelt die man nur aus Büchern kennt. 

Ich schaute zum Rotiggrat hinauf und musste mich entscheiden, ob ich diese Variante wählen will. Die Schönheit um mich herum verleitete mich zum Geniessen und so liess ich die Herausforderung rechts liegen und widmete mich dem Normalaufstieg. Beim Meidsee machte ich wieder Pause. Dunkel und still lag er vor mir, dieser schöne Bergsee. Nur Tierspuren säumten seine Ufer. Ab hier wanderte ich im schuhtiefen Schnee. Nächstes Ziel war der Borterpass. Immer vor meinen Augen der zerklüftete Meidspitz. Diesen Berg habe ich vor Jahren bestiegen und verspürte eine tiefe Freude über das damalige Unternehmen. 

Auf dem Borterpass hatte ich nun den SW-Grat vom Rotighorn vor mir. Verschneites Blockgelände. Ja, das würde lustig werden. Zum Glück schauten viele trockene Spitzen der Blöcke aus dem Schnee heraus und so wählte ich mehrheitlich diese aus. Das gelang recht gut und so kam ich dem Gipfel näher. Ausgerechnet auch die Wolken in diesem Moment. Nach dem blauen Himmel stand ich nun ausgerechnet jetzt am Mittag in den Wolken auf dem Gipfel........Ich war etwas enttäuscht, aber innerlich auch beglückt über diesen Moment des Gipfelglücks. Meine Pause war kurz, denn es war bitterkalt. Innerlich stand in mir aber der Entschluss, dass jetzt doch noch etwas knackiges her musste. Also den Rotiggrat im Abstieg. 

Dieser Grat ist 2km lang und gespickt mit kleinen Hindernissen. Gleich zu Beginn stand ich vor einem grösseren Turm. Ich schaute mir die Umgehung an die meine Kollege im Aufstieg gewählt hat. Ups, da lag Schnee drin und sehr steil. Hier war no go für mich. Aber meine Suche führte mich auf ein paralleles Couloir das trocken und schuttig war. Zwar auch sehr steil, aber es schien mir machbar. So stieg ich wieder einige Meter aufwärts und siehe da, vorsichtig konnte ich hier absteigen. So kam ich an den Fuss des Turmes und konnte ihn so umgehen. 

Die restlichen Hindernisse waren nicht schwierig, höchstens mal ein zwei Schritte etwas ausgesetzt. Natürlich genoss ich die Tiefblicke und inzwischen waren die Wolken wieder gnädiger mit mir. 

Schliesslich erreichte ich das Endes dieses Grates und konnte auf dem bekannten Weg zurück nach Oberstafel wandern. Beim Tipi dann nochmal eine verdiente Pause und ein stiller Gruss an den Tippgeber dieser schönen Tour. 

Der restliche Abstieg im Wald zurück nach Gruben war ein beschwingtes "Auswandern".

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