Männlichen  2'343m

Männlichen - Bähnliberg im Berner Oberland.

Langweilig, überfüllt, lohnt sich nicht.

Meine Vorurteile - 20 Jahre lang. Hat sich trotzdem gelohnt :-)

 

Jeden Winter neu suche ich mir ein einfaches Ziel um alleine die erste Skitour zu machen. Da kann so viel schief gehen. Felle kleben nicht mehr, Schuh drückt, fehlende Kondition etc. Da möchte ich das Fiasko ganz alleine geniessen.....

So bot sich mir heuer der Männlichen an. Ungeliebt und ungeachtet schon mein ganzes Leben lang. Wenigstens für die erste Skitour mag er etwas taugen. 

Ich startete bei der Station Holenstein. Gut 800HM, das soll reichen für's erste Mal. Ich schlurfte auf dem Winterwanderweg hinauf bis zum Tupphorn, dann weiter zum Männlichen. Skitrubel ringsum. Nichts von Einsamkeit oder Stille. Das Fritieröl roch hunderte Meter weit runter. Dumme Sprüche oben von den Sesselliften. Der Schuh drückte, die Beine wurden schwer. 

 

Ich flüchtete hinüber in die Eigernordwand. Kämpfte mich in Gedanken über das erste Eisfeld. Dann das Zweite. Halten die Seile am Hinterstoisser Quergang? Wie wird der Götterquergang sein? Hoffentlich kein Steinschlag in der Spinne... Werden die Ausstiegsrisse kletterbar sein bei der Kälte? 

 

Am Klein Tschuggen/Tupphorn machte ich eine lange Pause. Noch 40HM steiler Aufstieg. Ich wühlte mich hoch, musste Kraxeln und über eine kleine Wechte hochstemmen. Dann wenige Meter zum Gipfel. Ich hatte "meinen Eiger" geschafft. Hier kommt sonst keiner rauf und stört. Glücksgefühle, Stolz.

Aussicht zum Männlichen vom Tupphorn

Nach diesem Erfolgserlebnis fellte ich weiter dem Männlichen entgegen. Sehr viele Menschen erfreuten sich an dem schönen Tag. Ich war einer unter ihnen. Am Gipfel die wunderbare Aussicht. Riesiges Nebelmeer. So viele arbeiten heute unten in der Nebelsuppe. Dankbarkeit überkommt mich. Darf den freien Tag geniessen, bin gesund und glücklich. Am Gipfel eine Aussichtsplattform wie eine Krone. Ich lebe in einem Land wo jeder König sein darf. Über sein eigenes Reich. Mein Reich sind die Berge - hier kann ich nachdenken, Kraft empfangen und den Alltag unter mir ruhen lassen. Müde und geläutert zurückkehren.

Meine Rückkehr war flott auf den Pisten bis hinunter nach Grindelwald. 1600HM runtersausen. Wenn nur der Schuh nicht so drücken würde. Ich war froh als ich unten raus konnte aus dem Schraubstock. Puhh, der Fuss dampfte an der Kälte. 

Zu Hause bemerkte ich den Grund. Eine zweite Sohle hatte sich in den Innenschuh hineingeschlichen. Wie kommt denn die da rein? - Im Sommer müssen sonderbare Geschehnisse im Keller passiert sein. Die Skisocken sind auch zu dick, ausgelatscht. Gut dass ich alleine war.... Die Blase am Zeh heilt wieder. Nächstes Mal wird alles besser sein....

 

6h - 980HM - solo (zum Glück :-))

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