Fletschhorn 3'993m

Jedes Jahr gibt es die Möglichkeit, als Tourenleiter meiner Sektion eine Weiterbildung zu besuchen.

Wir verbrachten zu viert zwei Tage im Hohsaas bei Saas Grund. Wir repetierten den Selbstaufstieg am Seil und den Bau eines Flaschenzuges. Abwechslungsweise durfte sich jeder in eine Gletscherspalte fallen lassen. Es ist ein besonderes Gefühl, einige Meter unten in der Spalte am Seil hängend und unter sich noch einmal etwa 10 Meter gähnende Leere zu sehen. Die Kameraden haben mich aber zügig mittels des gebauten Flaschenzuges wieder ans wärmende Tageslicht geholt.

In der Theorie sprachen wir noch über die Seilhandhabung in verschiedenen Geländestrukturen. Wann entscheide ich mich zum "Gehen am kurzen Seil" oder eben "Lang"?!

 

Dies haben wir dann praktisch am nächsten Tag im Aufstieg zum Fletschhorn angewendet. Dabei stellte ich selber fest, wie schnell die Umstände wechseln können und ich nicht immer sofort realisierte, dass jetzt ein Seilmanöver nötig wäre.

Nach einem kurzen, nächtlichen Gewitterchen starteten wir am Morgen noch bei Dunkelheit. Unterwegs im Anstieg zum Fletschhorn fragten uns zwei Herren: "Where is the Lagginhorn"?? - Sie folgten einer vorausgehenden Seilschaft in die falsche Richtung :-))

 

Wir hatten keine Schwierigkeiten die Route zu finden. Die Bedingungen waren gut. Unter dem Gipfel spürten wir dann die volle Wucht des Nordwindes. Er blies uns die Wolken um- und in die Ohren. Die Sommerhosen hätten wir gerne getauscht gegen die warmen Hosen zu Hause im Schrank. Jammern nützt nichts, Zähne zusammenbeissen und einfach weiter. Zum Glück bin ich ziemlich kälteresistent.

Am Gipfel gabs in dem Fall keine Gemütlichkeit. Schade, nur kurze Rundumblicke wenn die Wolken in eine Richtung kurz etwas Rundsicht freigaben.

Den Abstieg kann man einfach beschreiben....... in einem Ruck hinunter bis zur Zwischenstation Kreuzboden.

 

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Für mich persönlich war die Besteigung vom Fletschhorn zu stressig. Ich möchte am Berg Zeit haben für Fotos, oder Rundumblicke. Das kann ich nicht wenn ich ständig in Bewegung sein muss. Schlagwörter wie "Effizienz", "Zeitverlust" etc kenne ich zur Genüge von der Arbeit. Ich muss also am Berg nicht unter dem gleichen Strom stehen, auch wenn mich der Gletscher mahnt wegen aufgeweichten Schnees. Diese Gefahr bestand an diesem Tag nicht.

Wenn mir die Zeit fehlt um die Sonnenbrille aufzusetzen und eine sekundenschnelle Zwischenverpflegung zu mir zu nehmen wenn die Beine nachlassen dann hört das Verständnis endgültig auf.

 

Es war schön, den Berg zu besuchen und auf dem Gipfel zu stehen. Erfahrungen sind dazu da um zu lernen. Das habe ich gemacht.

Ich weiss, was ich in Zukunft mehr machen möchte und was ganz sicher nicht mehr! Den Leithammel spielen für Rudelalpinisten sicher nicht mehr.......

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