Dent du Signal 2'727m

Auf diesen Berg wäre ich nie gekommen, wenn ich nicht einen Artikel in einer Bergsteigerzeitschrift gelesen hätte. Gut so, denn der Artikel machte mich gluschtig und in der Tat wurde ich nicht enttäuscht. 

Das einzige, was es zu meckern gibt ist die Tatsache, dass ich den Mont Blanc nicht gesehen habe. Zu viele Quellwolken. Aber daran bin sogar ich schuld. Im Herbst ist diese Tour ziemlich sicher noch schöner wenn die Sicht klar ist. 

 

Die Gegend ist charakteristisch für die schroffen und steilen Felswände und den vielen Schutt. Letzteres muss man fast lieben, sonst wird es kein Genuss. Bekanntlich sind solche Touren nicht überlaufen und eher einsam. Genau so ist es am Signalzahn. 

Erstes Zückerchen ist der Aufstieg über die erste Felsbarriere noch unten im Tal. In einer felsigen Querung gibt es zwei enge Stellen wo man sich durch Felsspalten quetschen muss. Bei einer Spalte kann man mogeln und etwas luftig umgehen (Kettensicherung). Bei der anderen gibt es kein pardon, wer nicht durchpasst wird umkehren müssen. Nach dieser "Mass Nahme" bin ich also bereit für den weiteren Aufstieg. Viel Schutt und Geröll. Ein Weglein verrät wo es durch geht. Aber auch darauf ist alles lose. 

Die erste Pause bietet sich auf dem Col de Bossetan auf 2'288m. Hier hat man einen schönen Überblick auf das Kommende. Da kommt Freude auf, aber auch stille Fragen. Wird es für mich möglich sein? - So sinnierend spricht mich ein Bergläufer an. Er fragt nach dem Aufstieg zum Dent du Signal. Als ich ihm die Route erkläre merkt er, dass das nicht sein Terrain ist und ändert sein Ziel. Drei andere Berggänger hören uns interessiert zu, sind aber nicht gesprächig. Lustigerweise heften sie sich aber für den Rest des Tages an meine Fersen. 

 

Ab dem Col de Bossetan braucht es etwas Spürsinn für den weiteren Verlauf. Man kann sich schnell im ungünstigen Gelände verhauen und landet im bodenlosen Schutt oder im Klettergelände. Aber die grobe Richtung ist gegeben. Bald kommt das zweite Zückerchen. Ein sehr steiler und übel schuttiger Hang führt hinauf direkt zum Grat und ersten Gipfel. Am Rande des Hanges gibt es aber ein festes Felsband auf dem ich wunderbar hochsteigen kann. Zwar braucht man ab und zu die Hände, ist aber sonst kein Problem. Am Anfang imponiert der riesige Hang über dem Kopf der kein Ende zu haben scheint. Immer wieder schaue ich nach unten und der Blick wird immer imposanter. Meine drei Nachfolger vergnügen sich im Schutt und kommen kaum vorwärts.....

Kaum bin ich auf dem Grat angelangt führen nur noch wenige Schritte zum ersten Gipfelerfolg Première Dent 2'706m! Was für ein Ausblick. Nach der Enge können sich die Augen kaum satt sehen von den vielen Gipfeln die mich umgeben. Nun kommt das dritte Zückerchen....obwohl ich mir zuerst nicht sicher bin, ob es mir im Hals stecken bleiben wird. Der schmale Verbindungsgrat zum Dent du Signal ist sehr luftig, schmal und abwärts gerichtet. Ich gebe es zu, ab und zu habe ich mich hingesetzt und durchgeatmet. Aber dann sind es nur noch wenige Meter aufwärts zum Dent du Signal und die Freude riesengross!! Was für ein Ausblick. Besonders der begangene Grat erscheint von hier geradezu beängstigend. 

 

Nach der Gipfelrast steht der Verbindungsgrat wieder vor mir. Aufsteigend ist das Ganze halb so wild und ich kann ihn auf der ganzen Länge stehend balancierend begehen. Eine kurze Kletterstelle (II) ist im Aufstieg auch viel leichter als vorhin abkletternd. Nun ist die Erleichterung gross und die Last weg. So gleite ich nun den Hang im Schutt hinunter und bin im Nu unten im Kessel.

Hier entdecke ich eine Spur die in einen Sattel führt. Oben steht ein Steinmann. Vielleicht lässt sich mein Abstiegsweg ja mit einer Variante verschönern. Ich habe immer noch genügend Energie und lasse mich gerne auf diese Aufforderung ein. Oben angekommen sehe vor mir einen steilen Hang ähnlich dem vorhin bestiegenen. Zudem könnte der weitere Abstieg zum nahe gelegenen Pas du Taureau leiten der mich schon beim Aufstieg interessierte. So lasse ich mich darauf ein und wieder geht's sehr steil in eine Rinne und schwups bin ich unter diesem vermuteten Pass. Aus Neugier steige ich noch dort hinauf. 

Nun ist es aber Zeit für den Abstieg. Kumuluswolken verraten definitiv, dass mit baldigen Gewittern zu rechnen ist. So steige ich diesen Pass wieder ab, quere weite Geröllfelder und lande wieder auf dem bekannten Col de Bossetan. Längst ist in mir der Entschluss gefasst, dass noch ein letztes Zückerchen fällig ist. Sozusagen eine Gipfelzugabe. Tête de Bossetan ist ein Grasberg der sich von hier recht leicht und angenehm ersteigen lässt. Also nichts wie hinauf. Die Freude auf dem Gipfel ist nur kurz, denn statt den Proviant kann ich die Regenjacke aus dem Rucksack ziehen. Der restliche Abstieg verbringe ich also im Regen mit Donnergrollen und sehr glitschigen Steinen. Das ist im steilen Gelände ungemütlich und im letzten Felsriegel wo die Felsspalten sind auch nicht ganz ungefährlich. Zum Glück sind an den neuralgischen Stellen Ketten angebracht. 

So geht eine sehr interessante Tour zu Ende. Glücklich und etwas nass erreiche ich wieder Barme und lasse es mir dort gut gehen. Im Rhonetal scheint die Sonne. 

 

Sehr interessante und empfehlenswerte Tour!

1'400HM - ca 8h mit Zugaben - T4 - Verbindungsgrat T5- und kurz II Stelle - solo 

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