Pointe d'Arpitetta  3'133m

Der Berg ist von Zinal aus nicht zu sehen und fristet im Schatten der Viertausender ein stilles Dasein. Zudem sind seine Grate und Flanken abweisend bestückt mit viel Geröll. 

Für mich blieb es bis zuletzt spannend, ob ich den Gipfel erreichen werde, weil ich nicht wusste, ob ich die Schwierigkeiten meistern würde. 

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Früh am Morgen in Zinal. Etwas müde und steif von der Kälte laufe ich los. Bald muss ich die Hände aus dem Hosensack nehmen. Ich stehe vor nassen Felsen mit Ketten als Steighilfe. Der Pas du Chasseur ist nicht ohne und verlangt energische Hilfe der Arme. Nach diesem Kraftakt geht es wieder ruhiger weiter. 

Schlüsselstelle am Pas du Chasseur

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Die Waldgrenze liegt unter mir und vor mir tut sich eine wunderbare Gletscherwelt auf. Ich komme nicht aus dem Staunen heraus. Vor allem der Besso besticht durch seine markante, spitze Form. Die Gletscher strahlen in der Morgensonne. Hier lasse ich mich gerne für eine Pause nieder..

Besso - rechts gügslet noch die Dent Blanche hervor

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Nun kann ich lange Zeit einem Hang entlang laufen. Zur Rechten immer diese schöne Gletscherwelt. Ich passiere Bäche welche mit kleinen Brücken wanderbar gemacht wurden. 

Nach gut drei Stunden taucht die Cabane d'Arpitetta vor mir auf. Mein erstes Zwischenziel. Dahinter die riesige Westwand des Weisshorns. Eine Kulisse die mich zum Staunen bringt. 

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Natürlich lasse ich mir Kaffee und Kuchen nicht entgehen. Und der Schwatz mit der Hüttenwartin offenbart, dass sie ursprünglich auch eine Emmentalerin ist :-) Da gibt es viel zu erzählen und auszutauschen. 

Nach dieser schönen Pause wende ich mich nun meinem eigentlichen Ziel zu. Ich muss von der Hütte zum Col de Milon aufsteigen. Da wo einmal der Gletscher floss, ist nur noch eine Steinwüste vorhanden. Blümlein erkämpfen sich ihr Dasein in dieser steinigen Welt. 

Bei dem Wölklein ist der Col de Milon

Cabane d'Arpitetta und in Bildmitte Zinalrothorn

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Kurz vor dem Pass steigt mein Puls an. Nun kommt der Einstieg zum Nordostgrat. Dieser sieht ziemlich "wild" aus. Immerhin kann ich Spuren zum Einstieg sehen. Aber dann stehen riesige Felsen oder Blöcke vor mir und links und rechts scheint mir kein Durchgang. Innerlich befasse ich mich schon mit "Plan B", als ich doch einen Durchschlupf finde. Zwar nicht in meinem Komfortbereich, aber doch machbar. 

Zustieg durch das Geröll zum Grat

eine "wilde" Sache.......

Kraxelgelände

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Es bleibt spannend. Immer wieder scheint es nicht mehr weiterzugehen. Dann weiche ich in die unangenehme Flanke aus. Sofort suche ich wieder den sicheren Grat und komme weiter. 

In der Hälfte des Grates gibt es eine flache Stelle. Ich verschnaufe und sehe mich um. Langsam glaube ich an einen Gipfelerfolg......

Die Hälfte ist geschafft - hier geht es weiter.....

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Tatsächlich ist die zweite Hälfte etwas angenehmer. Herrliche Kraxlerei in grossen Blöcken. Mein Puls und Atem kommen an die Grenzen weil es mir so wunderbar läuft und vor Freude gar nicht bremsen mag. 

Schon lange habe ich mich nicht mehr so stark über den Gipfelerfolg gefreut wie heute. Tiefe Emotionen und Dankbarkeit überströmen mich. Dazu habe ich ein Panorama das keine Wünsche offen lässt.

Der bestiegene Grat von oben......

Weisshorn - links das Bishorn

oben am Grat die Tracuit Hütte - links Diablons des Dames in den Wolken

Val d'Anniviers - ganz wenig von Zinal ist zu sehen

Panorama Bild

von l - r:   Weisshorn - Zinalrothorn - Dent Blanche dazwischen viele "kleinere" Schönheiten

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Für den Abstieg hatte ich zwei Varianten.

Einfach aber mühsam - die Westflanke über endlose Schutthalden oder der Nord-Westgrat. Dieser lockte mich. In der Führerliteratur ist er als "L" bezeichnet. Also, L = leicht. Leicht? Die Herausforderungen waren grösser als im Abstieg. Riesige Blöcke mit riesigen Löchern. Wie soll ich so absteigen. Bemooste Flächen die übel rutschig waren (nordseitig). Dazwischen senkrechte Stufen. Etwa in der Mitte war ich ratlos. Ich bastelte innerlich wieder an Plan B. Wiederaufstieg oder was? Ich taste mich zu einem Vorsprung wo ich eine bessere Übersicht nach unten hatte. Dort konnte ich sehen, dass schwache Spuren aus der Nordflanke einmündeten. Ich stieg wieder etwas auf, bis ich in die Nordflanke ausweichen konnte. Endlich schien ich die Lösung gefunden zu haben. Es klappte und ich konnte weiter absteigen. Der Grat zog sich arg in die Länge. Immer wieder die Sucherei nach dem richtigen Weg. Endlich kam ich in leichtes Gelände und machte eine Pause. Der Abstieg hatte mich gefordert. Die innere Spannung löste sich langsam.

Nordgrat links - das war nur die erste Hälfte

die zweite Hälfte des Grates - teilweise etwas kompliziert in der Wegfindung

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Am Ende des Grates konnte ich die ganze Länge des Berges bestaunen und war doch ein wenig stolz auf mich. Aber ich möchte nicht jedes Mal solche Herausforderungen. 

Der Nord-West Grat in seiner ganzen Länge

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Der Abstieg nach Zinal war dann ein entspanntes Auslaufen. Ich kam ins Gespräch mit einer italienischen Familie. Sie waren in den Ferien in der Schweiz. Die Eltern durften zwei Tage wählen und entschieden sich für's Wandern. Die beiden nächsten Tage dürfen die "Jungen" wählen. Aber was, das blieb ein Geheimnis :-) So verging die Zeit schnell bis ins Tal. 

10h - T5+/II - 1550HM - 18,5km -solo

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