Hofathorn 2'845m

Schon die Vorbereitung zum heutigen Tag war ein Pokerspiel. Wo könnte das Wetter am Besten sein? - Ankunft auf der Belalp im Nebel. Die wenigen Wanderer ziehen sich ins Restaurant zurück. - Ich erhöhe meinen Einsatz und laufe los. Die Hoffnung: Vielleicht kann ich über die Wolken steigen.....

 

Gut dass ich nicht Pokerspiele mache....ich wäre ein armer Mann. Immerhin habe ich aber nicht den ganzen Einsatz verloren. Der Nebel riss immer wieder auf und erlaubte mir schöne Blicke ringsum. Die Fotos stammen von solchen Momenten. Mehrheitlich war ich aber im Nebel. Mystisch und lautlos schleicht er umher und erlaubt immer wieder nur kleine Fenster zur Orientierung. Die Details werden gross, die Klänge und Geräusche klar und deutlich. Dazu alleine weit und breit zu sein. Das ergibt eine intensive Erfahrung mit der Natur und sich selbst. Herrlich!!

 

Also Belalp. Hier starte ich und folge dem Weg hangaufwärts. Schon bald wir es nass, rutschig und es kommen Schneefelder. Etwas hart und nicht so vertrauenswürdig. Ich war zu leichtsinnig und habe den Pickel zu Hause gelassen. Also umgehe ich die Minenfelder und steige weglos im steilen Gras obsi. Hin und wieder ist der Weg sowieso weggerissen worden von Schneebrettern.  Bald kommt der Grat und damit wird der Weiterweg ziemlich leichter. Hier ist es trocken. 

 

In der Ferne hörte ich schon länger Glockengebimmel. Kühe? Dumpfe Glocken, kein helles bimmeln von Schafen. Ich bin gespannt, auf was ich treffe. Und plötzlich kommen sie herangestürmt. Mein Herz rast. Ich stehe auf dem Grat und eine Rudel Schwarzhalsziegen rauschen nur so heran. Haltet an, ich tue euch nichts. Die Viecher scheinen über die Abwechslung so euphorisch zu sein, dass sie unablässig an mir zupfen, stossen und rempeln. Ich kann kaum gehen so umringen sie mich. Bald wird es mir lästig. Das Leittier beginnt mich abzudrängen. Richtung Gredetschtal, da ist es sehr steil...! Grrr.....ich will doch nur wandern...! - Da kommt mir ein grosses und steiles Schneefeld zur Hilfe. Die Tiere meiden scheinbar die rutschige Umgebung. Wir stehen uns gegenüber und ich steige weiter während sie etwas ratlos stehen bleiben. 

 

So verbringe ich eine gemütliche Gipfelrast. Leider sind die Nebelfenster immer nur kurz und nach einer halben Stunde wird es mir doch zu ungemütlich. Es ist kalt.

 

Im Abstieg kommen mir die grossen Firnfelder zur Hilfe. Grosse Distanzen kann ich nun elegant und lustvoll abgleiten. Genau richtig um nicht einzusinken, aber auch nicht zu hart. Ei, das wird eine halbe Skitour. Geschickt verbinde ich die Felder und so bringe ich 600HM in 10 Minuten hinter mich. Kennst du dieses Glücksgefühl?! Wie ein gelungener Bubenstreich... :-)) 

 

Zufrieden und glückselig kehre ich heim. Die kommenden 5 Arbeitstage werden ein Klacks sein. In mir leben die Erinnerungen an die Bergerlebnisse dieser Woche. 

 

 Belalp - Bälgrat - Hofathorn - retour    T3 / 1000HM / 5h

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